Die neue H-Zulassung: Änderungen und Verschärfungen (2024)

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Seit November gelten neue Richtlinien für die Begutachtung von Oldtimern und damit neue Voraussetzungen für das H-Kennzeichen. Wichtige Änderung: das 5-stufige Bewertungssystem fällt weg – nun gilt: ein guter Erhaltungszustand reicht für den positiven Bescheid aus. Verschärft wurden die Regeln zum Motor: Der Antrieb muss zukünftig aus derselben Baureihe kommen. Gleich geblieben sind die Vorgaben zu Identität, Bremsen, Getriebe und Lenkung. Die neuen Regeln sind auch TÜV SÜD-Thema bei der Oldtimer-Messe Retro Classics, die vom 22. bis 25. März in Stuttgart stattfindet.

Überblick

Mindestens 30 Jahre, bestandene Hauptuntersuchung, originales oder zeitgenössisches Interieur – die meisten Kriterien sind nach der Novelle der Richtlinie für die Begutachtung von Oldtimern (Paragraph 23 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) gleich geblieben. Ein Blick in die Oldtimer-Foren zeigt jedoch: Die neuen Regeln sorgen in manchen Punkten eher für Verwirrung als für Aufklärung.

Erhaltungszustand

Seit November gilt: Oldtimer werden für die H-Zulassung nicht mehr in makellosen, guten, gebrauchten, verbrauchten oder restaurationsbedürftigen Zustand eingestuft, sondern es gibt nur noch eine einheitliche Zugangsschwelle: guter Pflege- und Erhaltungszustand, angemessene Gebrauchsspuren, kein Fehlen wesentlicher Teile und originale oder zumindest zeitgenössische Ausstattung. Nach Ansicht des TÜV SÜD-Experten ist in diesem Punkt das Bewerten aber nur auf den ersten Blick einfacher geworden.

"Guter Erhaltungszustand – das kann man durchaus als Note 2 (gut) der alten Regel auslegen. So gesehen ist die neue Vorgabe sogar strenger. Denn bei der alten Richtlinie hat schon die Note 3, also gebrauchter Zustand, für das H-Kennzeichen ausgereicht. Wegen solcher Unschärfen erstellen wir aktuell einen neuen Leitfaden für unsere Sachverständigen, der für mehr Transparenz und Sicherheit sorgen soll. Auf beiden Seiten – also auch beim Kunden", so Gerst. "Auf jeden Fall ist es weiterhin sinnvoll, sich mit einem Gutachter im Vorfeld der H-Zulassung zu verständigen."

Umbauten

Diskussionsstoff liefern die neuen Vorgaben zudem rund um nicht zeitgenössische Umbauten: Denn der Umbau selbst muss nun 30 Jahre alt oder wie bisher in den ersten 10 Jahren durchgeführt worden sein. Daraus ergibt sich, dass Besitzer eines Oldtimers unter Umständen bis zu zehn Jahre warten müssen, obwohl ihr Fahrzeug bereits 30 Jahre alt ist. Beispiel: Der Besitzer eines Golf eins von 1974 würde heute eigentlich sofort eine H-Zulassung bekommen, weil sein Wagen bereits 38 Jahre alt ist. Wenn er den Kompakten aber nach der 10-Jahres-Frist, also beispielsweise 1986, mit einem Opel-Kadett-Motor nachgerüstet hat, muss er nach den neuen Regeln noch 4 Jahre auf das H-Kennzeichen warten. Den Oldtimerstatus gibt es also frühestens 2016", erläutert Gerst.

Änderungen auch beim Motor

Hier gilt nur noch: Original, aus derselben Baureihe, 30 Jahre alt oder in den ersten 10 Jahren nachgerüstet. Bisher durften auch zeitgenössische Aggregate verbaut sein, wenn sie technisch zum Fahrzeug passten. "Ein VW Käfer mit VW 411 Motor – das geht nun nicht mehr so einfach", erläutert Gerst. Spielräume gibt es hingegen weiter bei Umbauten am Aggregat. Wurde fachmännisch und zeitgenössisch getunt, beispielsweise durch ein markenspezifisches Tuning-Unternehmen wie Ruf oder AMG, ist die H-Zulassung weiterhin möglich.

Einen 3er BMW zum Alpina umzubauen, ist erlaubt, wenn die richtigen Teile verwendet und die Vorgaben exakt eingehalten werden. Die gleichen Regeln gelten für Umbauten an der Karosserie. So ist beispielsweise der Umbau zum Cabrio erlaubt, wenn es auch ein Cabrio in der Baureihe gab oder Cabrio-Umrüster wie Baur oder Deutsch für das Modell lizensiert waren.

Originalteile bei der Restauration

Weiter erlaubt ist das Verwenden von Originalteilen bei der Restauration. Dazu gehören seit November auch neue komplette Rahmen, wie sie beispielsweise für Citroën 2CV oder MG B im Angebot sind. Bedingung: Der Fahrzeughersteller hat die Teile lizensiert und die FIN (Fahrzeugidentifikationsnummer) sowie die übrigen Teile kommen von einem real existierenden Spenderfahrzeug. Auch Replicas haben weiter die Möglichkeit, als historisches Fahrzeug unterwegs zu sein. Voraussetzung hier: Das Fahrzeug selbst ist mindestens 30 Jahre alt und der Tag der Erstzulassung kann zweifelsfrei nachgewiesen werden – das gilt besonders für Fahrzeuge mit ausländischen Zulassungspapieren, weil hier die Angaben nicht immer korrekt sind.

Der Sonderstatus historischer Fahrzeuge ist auch Thema bei der TÜV SÜD-Podiumsdiskussion auf der Oldtimer-Messe Retro Classics am Freitag, 23. März, von 16.30 bis 17.30 Uhr auf der Showbühne in Halle 1.

Auf dem TÜV SÜD-Stand, Halle 1, Stand J56 (Eingang Ost), stehen den Besuchern an allen vier Messetagen die Spezialisten zu allen Fragen rund um Old- und Youngtimer zur Verfügung.

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Die neue H-Zulassung: Änderungen und Verschärfungen (2024)

FAQs

Was ändert sich bei H-Kennzeichen? ›

Seit 1997 können Fahrzeughalter mit dem H-Kennzeichen historische Autos anmelden, wenn diese vor mindestens 30 Jahren erstmals zugelassen wurden und in einem guten, originalen oder zeitgenössisch restaurierten Zustand sind. Es sieht aus wie ein normales Nummernschild, endet aber mit dem Buchstaben "H" (für historisch).

Wie lange wird es das H-Kennzeichen noch geben? ›

Die Schriftnorm galt bis zum 31. Oktober 2000. Die H-Kennzeichen wirken historisch authentisch, der Eurobalken entfällt. Heute werden die alten Kennzeichen aber nicht mehr herausgegeben. Fahrzeuge, die das Nummernschild haben, dürfen damit aber noch weiterfahren, solange keine Ummeldung erfolgt.

Was darf man bei einem H-Kennzeichen verändern? ›

Ein Oldtimer darf beispielsweise nur Lackierungen haben, die in seinem Baujahr verfügbar waren. Ebenso darf ein defekter Motor nur durch einen Motor gleicher Baureihe ausgetauscht werden. Ausschließlich Anbauteile, die in den ersten 10 Jahren nach Erstzulassung üblich waren, sind zulässig.

Welche Autos bekommen 2024 das H-Kennzeichen? ›

Ab 2024 sind Audi RS2, Fiat Coupé und Porsche 993 Cabrio alt genug für das H-Kennzeichen. Insgesamt werden 30 Neuheiten des Auto-Jahrgangs 1994 reif für den offiziellen Oldtimer-Status. Mit 30 Jahren ist ein Auto alt genug für das H-Kennzeichen und gilt damit offiziell als Oldtimer.

Welche Nachteile hat das H-Kennzeichen? ›

Nachteile H-Zulassung

Die strengen Voraussetzungen für den Oldtimer-Status gemäß der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) setzen voraus, dass das Fahrzeug weitgehend im Originalzustand erhalten bleibt. Es sind nur begrenzte Umbauten erlaubt, wie beispielsweise Restaurierungen mit Originalteilen.

Kann ich mit H-Kennzeichen ins Ausland fahren? ›

Bei Verwendung des H-Kennzeichens gibt es keine Einschränkungen für Fahrten ins Ausland. Auch die gewerbliche Nutzung von solchen Fahrzeugen ist möglich.

Wie viel Kilometer darf man mit H-Kennzeichen im Jahr fahren? ›

Beschränkung der jährlichen Fahrleistung: Je nach Versicherer kann der Betrieb eines Fahrzeugs mit H-Kennzeichen eine maximale Fahrleistung von 10.000 Kilometern bedeuten.

Wie oft muss ein Lkw mit H-Kennzeichen zum TÜV? ›

Der Prüfumfang von HU und AU für Oldtimer

Das Prüfintervall für die Hauptuntersuchung beträgt für alle Pkw zwei Jahre, Lkw und Busse müssen jährlich vorgestellt werden.

Kann ein H-Kennzeichen wieder aberkannt werden? ›

Das H-Kennzeichen befreit nicht von der gesetzlichen Untersuchungspflicht nach §29 StVZO („TÜV-Abnahme“). Dem Fahrzeug kann bei der wiederkehrenden Fahrzeugprüfung (Hauptuntersuchung) auch das H-Kennzeichen wieder aberkannt werden, wenn die zuvor genannten Bedingungen nicht mehr erfüllt sind.

Was darf ich nicht mit einem H-Kennzeichen? ›

H-Kennzeichen und was es bringt

Wegfall der Gurtpflicht (Bei Fahrzeugen vor der EZ 1974). - keine Nutzung historischer LKW für reguläre, gewerbliche Zwecke. Der Einsatz eines Fahrzeugs mit H-Kennzeichen als "Daily Driver" ist nicht gestattet, aber geduldet.

Kann man Oldtimer Täglich fahren? ›

Darf man mit H-Kennzeichen täglich fahren? Ja, ein Auto mit historischem Status und entsprechendem Kennzeichen darf man jeden Tag im öffentlichen Straßenverkehr bewegen. Es handelt sich um eine Zulassung für das ganze Jahr, die auch international gültig ist.

Ist ein H-Kennzeichen Günstiger in der Versicherung? ›

H-Kennzeichen-Vorteile & H-Kennzeichen-Nachteile

Mit einem Oldtimerkennzeichen können Sie Kfz-Steuer und Versicherungsbeiträge sparen (ähnlich wie bei E-Kennzeichen-Vorteile). H-Kennzeichen-Vorteile haben Sie dann, wenn Ihr Fahrzeug den Oldtimer-Kriterien entspricht.

Sind Autos mit H-Kennzeichen mehr wert? ›

Fahrzeuge mit H-Kennzeichen unterliegen einer pauschalen Kfz-Steuer, die in der Regel deutlich günstiger ist als die Steuer für “normale” Fahrzeuge. Dies kann eine erhebliche jährliche Ersparnis bedeuten, besonders für Besitzer von Fahrzeugen mit großen Hubräumen, die ansonsten höhere Steuern zahlen müssten.

Welches Auto wird 2024 Oldtimer? ›

Ziel vom Mutterkonzern VW war es, ein gleichwertiges Fahrzeug in der Luxusklasse neben BMW und Mercedes zu etablieren. Ergebnis war das erste Fahrzeug in der Oberklasse im Leichtbau. Als neuer Oldtimer 2024 ist der Audi A8 mit 6-, 8- und 12-Zylinder Motoren mit 150 bis 420 PS erhältlich.

Für wen lohnt sich ein H-Kennzeichen? ›

Ist ein Auto älter als 30 Jahre alt, steht ihm unter gewissen Umständen ein H-Kennzeichen zu und läuft somit als erhaltenswerter Klassiker.

Wie oft muss man mit H-Kennzeichen zum TÜV? ›

Hauptuntersuchung Oldtimer und Youngtimer (HU)

Auch Ihr Klassiker muss verkehrssicher sein und deshalb alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung (HU). Unsere Sachverständigen prüfen für Sie, ob Ihr klassisches Fahrzeug alle Sicherheitsstandards einhält und führen dabei auch die notwendige Abgasuntersuchung (AU) durch.

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